Valpo
Stadt wie ein Gedicht
Die Einheimischen nennen sie liebevoll Valpo, die alte chilenische Hafenstadt, welche nur zwei gute Fahrstunde von Santiago entfernt liegt. Sie schmiegt sich an 12 Hügel, ist verwinkelt, heruntergekommen und trotzdem voller Poesie und Anmut. Valparaiso heisst Paradiestal und so ist sie: Bunt und kreativ, voller Lebensfreunde und Leidenschaft.
Auftakt
Der Aufenthalt in Valpo beginnt denkbar schlecht. An der ersten Ampel, kaum 100 Meter nach der Autobahn Abfahrt, werden wir von einem anderen Fahrzeug am Heck gerammt. Ein übliches Unfallprotokoll ist unbekannt und auch die kontaktierte Mietfirma ist keine grosse Hilfe. Die Empfehlung ist: Verlassen Sie die Unfallstelle, Polizei kommt keine und sie kriegen so keinen Aerger. Zu diesem Zeitpunkt kann ich mir kaum vorstellen, dass ich mich schon in den nächsten Stunden in diese Stadt verliebe.

Gemälde – Street-Art
Wir checken im Boutique Hotel ein, verstauen die Koffer, schlendern durch die Stadt. Ein kühles Bier sollen für Entspannung sorgen. Was auf dem Weg in die Bar ins Auge springt sind die vielen wunderbaren Wandbilder. Die Bilder fesseln, faszinieren und begeistern. Schon bald ist das Bier vergessen. Kaum eine Wand, ein Garagentor, Haustüre, Stromkasten oder Strassenecke welche nicht bemalt ist. Diese Stadt ist eine Gallerie – laut, marod und trotzdem voller bunter Pracht.
Valpo ist ein Epi-Zentrum der Street-Art. Abgebildet ist Reales und Phantasy. Die Bandbreite von Art und Stil ist gross. Die Machart der Wandbilder sagt auch etwas über die Besitzer des Hauses oder des Grundstückes aus. Oftmals lassen sich gut situierte Personen ein Bild mit dem Pinsel malen. Wer weniger gut bei Kasse ist, lässt es sprayen. Wichtig ist für die Besitzer nur eine Regel: Wenn Du eine leere Wand hast, lasse sie bemalen oder besprayen. Dann kannst Du Art und Motiv selber wählen.

Poesie - Wort
Pablo Neruda’s Wohnhaus ist ein Besuchermagnet. Einheimische, ausländische Touristen und viele Schulklassen zwängen sich durch die Räume und bestaunen vor allem die kuriosen Sammlungen des Dichters. Dort wo sich Besuchermassen bewegen, lauern für gewöhnlich auch touristische Fallen.
Wortgewaltig spricht uns ein Typ an und schleppt uns in ein Restaurant ab. Er spricht ausgezeichnet Englisch. Schnell stellt sich heraus, dass er nicht nur Besitzer und Manager, sondern auch Kellner und zudem Weinkenner ist. Und er kennt die Geschichte von Chile und insbesondere Valpo ausgezeichnet. Eloquent und unterhaltsam erzählt er von Pablo Neruda, seiner Sammelleidenschaft und dem Nobelpreis. Auch von der Diktatur, der Rolle von Neruda dabei und dessen Ermordung, die heute noch umstritten ist.
Nach dem Bezahlen erzählt uns der Kellner, dass Neruda oft über die Liebe schrieb. Auch erzählt er uns, dass sich kaum Menschen finden, die im Service arbeiten wollen. Er verstehe das nicht. Eigentlich sei es wie das über das Neruda schrieb: Liebe. Wenn man seinen Beruf liebt, dann verdient man gutes Geld - auch im Service. Er hat recht. Wir haben den Rechnungsbetrag grosszügig aufgerundet.

Leben - Rhythmus
Valpo mag marode scheinen, die Häuser stehen schief und auch liegt ein zarter Hauch von Zerfalls über der Stadt. Gleichzeitig lebt Valpo, pulsiert und ist voller Lebensfreude.
Der Hauptmarkt repräsentiert das bunte und pulsierende Leben der Stadt in authentischer Weise. Aufgeteilt ist der Markt in mehrere Sektoren mit unterschiedlichen Hallen. Ein Gewusel von Menschen und Lastkarren. Wände voller Kisten und Gestelle, voll von Früchten und Gemüse. Eine Symphonie von Stimmen, Gebrülle und Gehupe.
Auf einer der Aussichtsterrassen über der Stadt übt eine junge Schauspielertruppe eine Weihnachtsaufführung. Begleitet werden Sie von einer kleinen Musikgruppe. Farbige Kostüme, Musik, Tanz - gelebte Kultur vor wunderbarer Kulisse, der Sicht auf das Meer und die Skyline der Stadt.
Treibendes Leben am Hafen. Schlepper auf dem Wasser ziehen Boote an ihren Standplatz. Schlepper am Quai werben Touristen für Hafenrundfahrten an. Zu sehen sind Seelöwen, Vögel und natürlich die wunderbare Sicht auf die Stadt. Wichtig ist, die goldene Stunde zu wählen. Dann liegt die Stadt im besten Licht.
Unser Spaziergang endet dort, wo viele Touristen landen – im Souvenirladen. Verkauft werden kleine Holzhäuschen Hergestellt aus alten Fensterläden von zerfallenden Häusern. Aufgemalt sind eine winzige Türe und zwei neckische kleine Fenster. Auf dem Dach steckt ein rostiger Nagel als Kamin. Der Besitzer erzählt, dass er Kunstmaler ist und eigentlich Bilder verkauft. Die Häuschen waren Dekoration für seine Gemälde. Die Kunden wollten aber die Bilder sondern die Häuschen kaufen. So produziert er nun Häuschen, macht limitierte Auflagen und lebt gut davon. Überleben in Valpo heisst kreativ, flexibel und opportunistisch sein.
Abgang
Wir verlassen die Stadt mit dem Mietwagen in Richtung Santiago. Im Dickicht und Wirrwarr der vielen Strassen verlieren wir die Uebersicht, erwischen die falsche Abzweigung und verfahren uns im Strassen-Dschungel hoffnungslos. Valpo hält einem gefangen. Das geht den meistern Besuchern so.
You can check out anytime
But you can never leave.
Eagles
Themen Valpo
Street Art - Wandbilder
Street-Art ist Kunst im öffentlichen Raum. Diese kennt unterschiedliche Formen, Techniken und Materialen. Einbezogen werden viele Gegenstände im öffentlichen Raum wie Häuserwände, Türe, Laternenpfosten, Abfalleimer und anderes. Street-Art ist meist nicht kommerziell. Die Street-Art hat ihre Ursprünge in der Graffiti-Szene, aber erst Mitte der 2000 Jahre hat sich die eigentliche Street-Art etabliert
Street Art - Ursprung
Während der Diktatur waren Wandbilder eine Möglichkeit des stillen Protests. Nach der Diktatur war ein Kunstwettbewerb Startschuss für den heutigen Boom. Verschiedene Künstler haben JAHR ein Quartier gestaltet. Teile davon können noch heute entdeckt werden. Einmal losgetreten, konnte die Welle nicht mehr gestoppt werden. Heute ist die Street-Art in Valpo nicht nur anerkannt sondern ein Markenzeichen der Stadt.
Geschichte Valpo
Valparaiso, übersetzt “Paradiestal, ist die bedeutendste Hafenstadt Chiles und als solche Heimat von ca. 280.000 Einwohnern. Die Stadt blickt auf eine turbulente Geschichte zurück und gilt heute als kulturelles und künstlerisches Zentrum von Chile
Geschichte von Valparaiso
Valparaiso wurde 1544 vom italienischen Seefahrer Juan Bautista Pastene gegründet. Zuvor wurde die Bucht von Indios vom Stamm der Changos besiedelt. Valpo wuchs nur langsam, war immer wieder Stürmen und Ueberfällen von Seeräubern ausgesetzt.
Ein richtiger Wachstumsschub erlebt Valparaiso erst, als sich Ende des 18. Jahrhunderts der Handel zwischen dem südlichen Südamerika und Europa intensivierte. Nach der Umfahrung von Cap Horn war Valpo der erste grössere Hafen und wurde zum einem grossen Umschlagplatz. Diese Bedeutung verlor der Hafen nach der Eröffnung des Panamakanals und Reichtum und Blüte gingen zurück. Immer wieder erschüttern Erbeben die Stadt schwer – zum letzten Mal 2010. Heute ist Valparaiso das künstlerische und kulturelle Zentrum von Chile. Bunte Häuser aus dem 18. Und 19. Jahrhundert schmiegen sich an die Hügel und ergeben ein eindrückliches Stadtbild. 2003 benannte die UNESCO die Stadt zum Weltkulturerbe.
Hügel und Standseilbahnen
Valparaiso schmiegt sich an zahlreiche Hügel, die cerros, an denen sich die farbenfrohen und schiefen Häuser schmiegen. Jeder Hügel ist eine eigene Welt und vor allem die Aussicht auf Hafen und Stadt bezaubernd. Zu allen cerros führen Treppen und zu den wichtigsten cerros führen alte Aufzüge. Diese Standseilbahnen, oder ascensores, sind Hauptverbindung und Lebensader zwischen den steilen Hängen. Es gibt Lifte, die haben einen Steigungsgrad bis zu 70 Grad. In den Blütezeit um 1920 waren es über 30 Lifte, heute sind es noch 15, wobei nur noch 9 in Betrieb sind. Durch das UNESCO Weltkultur-Siegel entsteht nun das Bewusstsein, dass die Lifte modernisiert werden müssen und die Arbeiten sind aufgenommen.
Pablo Neruda
Pablo Neruda wurde 1904 geboren und wurde zu einem der bekanntesten Dichter Chiles. 1974 erhielt er für seine Werke den Nobelpreis. Er wurde Senator, Konsul und Botschafter seines Landes. Für die Kommunistische Partei trat er 1969 zum Wahlkampf zur Präsidentschaft an, verzichtete aber dann zu Gunsten von Salvador Allende, der später von der Armee gestürzt wurde. Um sich intensiv gegen die Diktatur zu wehren, entschloss sich Neruda nach Mexiko ins Exil zu gehen. Er verstarb am Vorabend vor der Ausreise. Die genaue Todesursache ist heute noch ungeklärt. Familie und Freunde gehen davon aus, dass er vergiftet wurde. Seine Leiche wurde später exhumiert, es konnte aber kein Gift nachgewiesen werden. Wiederum hat die Regierung später bestätigt, dass eine „Drittpartei“ für den Tod von Neruda verantwortlich sei. Seine Beerdigung wurde zum ersten öffentlichen Protest gegen die Diktatur.
Neruda besass drei Häuser. Bedingt durch seine Sammelleidenschaft war das auch notwendig. Sein Haus in Valpo hat er im Stile eines Schiffes gebaut. Da die Häuser nach seinem Tod jahrelang versiegelt blieben, kann heute ein Grossteil seiner Kuriositäten-Sammlung bestaunt werden.
Geschichte Valpo
Valparaiso, übersetzt “Paradiestal, ist die bedeutendste Hafenstadt Chiles und als solche Heimat von ca. 280.000 Einwohnern. Die Stadt blickt auf eine turbulente Geschichte zurück und gilt heute als kulturelles und künstlerisches Zentrum von Chile
Geschichte von Valparaiso
Valparaiso wurde 1544 vom italienischen Seefahrer Juan Bautista Pastene gegründet. Zuvor wurde die Bucht von Indios vom Stamm der Changos besiedelt. Valpo wuchs nur langsam, war immer wieder Stürmen und Ueberfällen von Seeräubern ausgesetzt.
Ein richtiger Wachstumsschub erlebt Valparaiso erst, als sich Ende des 18. Jahrhunderts der Handel zwischen dem südlichen Südamerika und Europa intensivierte. Nach der Umfahrung von Cap Horn war Valpo der erste grössere Hafen und wurde zum einem grossen Umschlagplatz. Diese Bedeutung verlor der Hafen nach der Eröffnung des Panamakanals und Reichtum und Blüte gingen zurück. Immer wieder erschüttern Erbeben die Stadt schwer – zum letzten Mal 2010. Heute ist Valparaiso das künstlerische und kulturelle Zentrum von Chile. Bunte Häuser aus dem 18. Und 19. Jahrhundert schmiegen sich an die Hügel und ergeben ein eindrückliches Stadtbild. 2003 benannte die UNESCO die Stadt zum Weltkulturerbe.
Hügel und Standseilbahnen
Valparaiso schmiegt sich an zahlreiche Hügel, die cerros, an denen sich die farbenfrohen und schiefen Häuser schmiegen. Jeder Hügel ist eine eigene Welt und vor allem die Aussicht auf Hafen und Stadt bezaubernd. Zu allen cerros führen Treppen und zu den wichtigsten cerros führen alte Aufzüge. Diese Standseilbahnen, oder ascensores, sind Hauptverbindung und Lebensader zwischen den steilen Hängen. Es gibt Lifte, die haben einen Steigungsgrad bis zu 70 Grad. In den Blütezeit um 1920 waren es über 30 Lifte, heute sind es noch 15, wobei nur noch 9 in Betrieb sind. Durch das UNESCO Weltkultur-Siegel entsteht nun das Bewusstsein, dass die Lifte modernisiert werden müssen und die Arbeiten sind aufgenommen.
Pablo Neruda
Pablo Neruda wurde 1904 geboren und wurde zu einem der bekanntesten Dichter Chiles. 1974 erhielt er für seine Werke den Nobelpreis. Er wurde Senator, Konsul und Botschafter seines Landes. Für die Kommunistische Partei trat er 1969 zum Wahlkampf zur Präsidentschaft an, verzichtete aber dann zu Gunsten von Salvador Allende, der später von der Armee gestürzt wurde. Um sich intensiv gegen die Diktatur zu wehren, entschloss sich Neruda nach Mexiko ins Exil zu gehen. Er verstarb am Vorabend vor der Ausreise. Die genaue Todesursache ist heute noch ungeklärt. Familie und Freunde gehen davon aus, dass er vergiftet wurde. Seine Leiche wurde später exhumiert, es konnte aber kein Gift nachgewiesen werden. Wiederum hat die Regierung später bestätigt, dass eine „Drittpartei“ für den Tod von Neruda verantwortlich sei. Seine Beerdigung wurde zum ersten öffentlichen Protest gegen die Diktatur.
Neruda besass drei Häuser. Bedingt durch seine Sammelleidenschaft war das auch notwendig. Sein Haus in Valpo hat er im Stile eines Schiffes gebaut. Da die Häuser nach seinem Tod jahrelang versiegelt blieben, kann heute ein Grossteil seiner Kuriositäten-Sammlung bestaunt werden.
Gedichte Neruda
Lachen ist die Sprache der Seele.
Irgendwann, irgendwie, irgendwo wirst du dich selbst finden. Dieser, und nur dieser Moment kann die glücklichste oder traurigste Stunde deines Lebens sein.
Wer nicht reist, nicht liest, nicht Musik hört, nichts Positives an einem selbst findet, stirbt langsam.
Liebe
Dich so viele Tage, ach so viele Tage
So sicher und so nah zu sehn,
wie vergelte ich’s, womit bezahle ich’s?
Mein ganzes Leben habe ich nach Ihnen gesucht
Treppen stieg ich empor, ging über Pflasterstrassen,
Züge trugen mich fort, Wasser brachten mich her,
und auf der Haut der Trauben meinte ich dich zu fühlen.